Das „Kleine Hexe Phänomen“

Kennst du die Kleine Hexe?

Die Kleine Hexe ist eine sehr liebenswerte Figur aus Ottfried Preußlers gleichnamigen Kinderbuch, hier abgebildet mit dem Raben Abraxas.
Sie hext in einer der Geschichten dem Maroni-Mann das Frieren ab, trägt aber selbst, weil es ja sehr kalt ist, sieben Röcke! 

Manchmal nehme ich dieses Phänomen wahr, bei Anderen, aber auch bei mir.
Anderen zu helfen ist oft eindeutig, leicht und klar.
Bei uns selbst sind wir betriebsblind, sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht oder haben das berüchtigte Brett vor dem Kopf. Naja, der richtige und so hilfreiche Abstand fehlt halt.
An manchen meiner eigenen Herausforderungen habe ich schon so oft und langwierig rumgebastelt, bis dann jemand eine Bemerkung am Rande fallen lässt und ich nur merke, wie – klick – der Groschen fällt. Ah! So kann ich da rangehen. Und dann flutscht es mit diesem speziellen Thema. 
Und wir sind es gewohnt, ich möchte fast sagen, wir sind darauf konditioniert, immer erst den anderen zu helfen, bevor wir uns selbst versorgen. Nur mit angemessener Selbstfürsorge sind wir überhaupt dauerhaft in der Lage, auch für unsere Mitmenschen da zu sein.

Also, was tun beim „Kleine Hexe Phänomen“?

Such dir ein Gegenüber, vier Augen sehen mehr als zwei, habe ich von meiner Oma gelernt.
Wir brauchen den Austausch, den sozialen Abgleich, eigentlich so dringend wie die Luft zum Atmen.
Leider ist durch das Schüren von zwanghaftem Vergleichen mit Anderen, vermeintlichen Rivalitäten, oder aus Angst sich zu blamieren, völlig erschwert worden, sich dem Anderen wirklich zu öffnen. Dabei sind wirkliche, tiefe Gespräche so wichtig und hilfreich.
Und der Blick auf dich selbst: Wie gut geht es dir heute? Hast du genug Kraft, deine aktuellen Aufgaben zu bewältigen? Achtest du auf deine Ressourcen? Das ist dringend nötig, um auf Dauer durchhalten zu können.
Hätte sogar der kleinen Hexe geholfen. 😉

Ich habe einige Klienten, die sich regelmäßige Termine ausmachen, ohne einen konkreten Anlass. Sie sammeln dann über dieses (unterschiedliche) Zeit Intervall Ihre Themen und wir klären diese dann gemeinsam. Die Klienten nennen das Supervision, Mentoring, oder, wie eine Dame immer sagt, „Kaffee mit Inken“, wir schlürfen diesen dann per Skype und beleuchten ihre aktuellen Anliegen.

Wenn dir jemand anders wohlwollend und sanft, aber sachlich einen Spiegel vorhält, ist das äußerst fruchtbar und hilfreich. Wenn du durch die Augen eines Anderen hinter deine eigenen Kulissen schauen kannst, kannst du deine Herausforderungen besser meistern.
Und wenn du immer wieder Impulse und Anregungen bekommst, wie du in deiner Kraft bleiben kannst und in der Lebensfreude bleibst, erst recht!

Überhaupt ist Hilfe annehmen ein äußerst bemerkenswertes Thema, so viele Menschen rennen mit Glaubenssätzen durchs Leben wie:
„Ich muss alles alleine schaffen.“
„Ich stehe immer alleine da.“
„Alles bleibt immer an mir hängen.“
Oder, was Selbstfürsorge betrifft:
„Immer muss ich meine Bedürfnisse hinten anstellen.“
„Die Anderen gehen vor.“
„Mir darf es erst wirklich gut gehen, wenn für alle anderen gesorgt ist.“
„Ich stehe eben immer in der zweiten Reihe.“
Autsch! Und diese Sätze wirken. Wenn du Resonanz spürst, löse sie am besten gleich auf.

Stattdessen lebt es sich hervorragend mit der inneren Überzeugung, immer Rat, Hilfe und Unterstützung an der Seite zu haben und sich um sich selbst zu kümmern zu können/dürfen. Das hätte mal die Kleine Hexe für sich integrieren sollen… Tu du es wenigstens und du wirst Überraschungen erleben.

Und du kannst dir die sieben Röcke sparen!

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